Ein Älteres kann anhand der Keramik ins frühe 9. Jahrhundert datiert werden. Ein halbes, zylinderförmiges Webgewicht legt eine Nutzung als Webhaus nahe. Das zweite Grubenhaus wurde im 10. oder frühen 11. Jahrhundert aufgegeben.
Mit der Verfüllung des Grabens im frühen 11. Jahrhundert werden die weitläufigen Höfe aufgegeben und das Gelände anders genutzt.
Etwa 100 m weiter südlich wurde bereits in den Jahren 1998 und 2003 ein weiterer Hofgraben gefunden. Auch dieser verlief auf die Warme Pader zu. Pfostenreihen an beiden Grabenrändern und Besiedlungsspuren beiderseits des Grabens zeigen, dass sich hier ebenfalls bis zum frühen 11. Jahrhundert zwei Hofstellen voneinander abgrenzten. Beide Hofgräben wurden noch vor 1050 verfüllt und überbaut. Aus der Vita des Bischofs Meinwerk (1009-1036) erfahren wir, dass er hier Bedienstete und Handwerker des bischöflichen Hofes
ansiedelte. Die neuen Befunde und die zunehmenden Nachweise für verschiedene Handwerker, wie Metallgießer, Knochenschnitzer und Schmiede, zeigen nun, wie sehr der Bischof damit in die Binnenstruktur der Siedlung eingriff: Die über Jahrhunderte bestehenden Hofgrenzen wurden zu Gunsten einer dichteren, wahrscheinlich kleinparzelligen Siedlungsstruktur aufgegeben.
In der Kisau lassen sich bis etwa 1150 nur wenige Bauaktivitäten nachweisen. Ein Brunnen, der unmittelbar nach Verfüllung des Hofgrabens angelegt wurde, zeigt, dass hier weiterhin Menschen wohnten. 14 abgesägte Gelenkköpfe von Rindermittelfußknochen belegen eine Knochenschnitzerei. Das Fehlen jeglicher Hausspuren hängt wahrscheinlich mit der Ablösung der Pfostenbauten und Grubenhäuser durch Fachwerkhäuser zusammen. Nicht oder nur schwach fundamentiert, hinterlassen sie keine Spuren im Boden. Hinzu kommt ein flächiger Bodenabtrag von etwa einem Meter. Die geringe Erhaltungstiefe der eisenzeitlichen Vorratsgruben und Grubenhäuser einerseits und die gut erhaltene nach 1150 gepflasterte Stichstraße, sind hierfür sichere Belege. Die Bodenabträge stehen im Kontext der um 1150/80 neu geplanten Stadt, als das nun ummauerte Stadtgebiet neue Straßen und Grundstücke bekam. Auch auf dem nördlichen Grabungsareal pflasterte man eine neue Straße, die die Grundstücke zwischen der Spitalmauer und der Warmen Pader erschloss. Bei den höher gelegenen Arealen im Süden erfolgten zu dieser Zeit umfangreiche Bodenabträge, die, wie Auffüllschichten direkt westlich der Pader zeigen, dafür genutzt wurden, die hinteren Grundstücksareale zum Paderufer aufzufüllen. Diese neue Struktur blieb bis ins frühe 17. Jahrhundert bestehen, als mehrere Grundstücke für das Kapuzinessenkloster aufgekauft und zusammengelegt wurden.
Funde dieser Zeit werden aktuell im Museum in der Kaiserpfalz unter dem Motto „Weltgeschichte auf dem Tisch“ im Rahmen einer Foyerausstellung gezeigt.
Text Sven Spiong