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Canossa – Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am Aufgang der Romanik

21. Juli bis 5. November 2006

Sieben Jahre nach der Karolingerausstellung von 1999 kamen der LWL, die Stadt und das Erzbistum Paderborn erneut zu einer gemeinsamen Kulturhistorischen Großausstellung zusammen. Wurde 1999 noch dem Bündnis von Papsttum und Königtum gedacht, stand hier der große Konflikt des Mittelalters zwischen der geistlichen und der weltlichen Macht im Zentrum.

Das Ereignis auf der oberitalienischen Burg Canossa des Jahres 1077 war ein Höhepunkt dieses Kampfes. Der vom Papst gebannte, von seinen Anhängern verlassene König Heinrich IV. hatte sich im „grauenvollen Winter“ des Jahres 1076/77 auf den Weg über die Alpen gemacht, um in Italien den Papst um Vergebung zu bitten. Wie kaum ein anderes Ereignis des Mittelalters steht dieser Canossagang bis heute im kollektiven historischen Gedächtnis unserer Zeit. Eine Tatsache, der durch eine umfangreiche Ausstellung zur Rezeption des Canossagangs in der städtischen Galerie Rechnung getragen wurde.

Im Museum in der Kaiserpfalz wurden die beteiligten Personen und Mächte in Person von Papst Gregor VII., König Heinrich IV., Markgräfin Mathilde von Tuszien und Abt Hugo von Cluny dargestellt. Die Schauplätze der Geschichte: Der Wormser Reichstag von 1076, der verschneite Mont-Cenispass, die Burg Canossa der Gräfin Mathilde, Speyer als Zentrum der salischen Könige, Cluny als wichtigstes Kloster der Christenheit und natürlich Rom wurden ausführlich dargestellt. Auch die Entwicklung Paderborns und der westfälischen Bischofsstädte erhielt in dieser Zeit neue Dynamik. Inszeniert wurden Personen und Orte um den Mittelpunkt der Ausstellung in der großen Aula: Um das unfassbar kostbare Reichskreuz, das für den Gegenkönig Rudolf angefertigt wurde und heute in St. Paul in Kärnten verwahrt wird. Die Bischöfe des Reiches waren nicht nur wichtige Protagonisten des Streits, sondern ihre Einsetzung (Investitur) war auch der Anlass für den Kampf. Der Adel, die Klöster des Reiches und die Städte und das Bürgertum als neu entstehende Macht standen ebenso im Mittelpunkt. Alte und neueste Ergebnisse archäologischer Forschung flossen in die Ausstellung ein. Seltene und kostbare Handschriften, Textilien, Elfenbeine, Edel- und Buntmetallschätze kamen als Leihgaben aus den großen Museen der Welt.