Vom 11.08.2020 bis 02.10.2020 führte die Paderborner Stadtarchäologie in der evangelischen Abdinghofkirche eine archäologische Sondierung im Südschiff der Kirche durch. Der Anlass: eine neue Heizungsanlage sollte durch die Seitenschiffe installiert werden. So ergab sich die Gelegenheit, die in der Nachkriegszeit schon archäologisch untersuchte Kirche mit heutigen Methoden erneut zu erforschen.
Die Abdinghofkirche in der Paderborner Innenstadt hat eine über tausend Jahre währende und wechselhafte Geschichte. Die romanische Basilika war einst Teil des noch weitaus größeren Areals des Benediktinerklosters Abdinghof und diente als Hauptkirche der Abtei. 1015 hatte sich der damalige Paderborner Bischof Meinwerk dazu entschlossen, in Paderborn einen Ordenskonvent anzusiedeln, welcher eine wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung des Bistums spielen sollte. Zwischen Dombezirk und Paderquellgebiet stiftete er dazu das Kloster, das später den Namen Abdinghof bekommen sollte. Der Name (Abbedinckhof – [des] Abtes Hof) leitet sich von einem dazugehörigen Wirtschaftshof des Klosteroberhauptes ab. Als der Bischof 1036 starb, diente die Kirche als Meinwerks Grabeskirche. 1803 endete die Geschichte des Klosters Abdinghof - wie auch die weltliche Herrschaft der Paderborner Bischöfe im Hochstift - mit der Säkularisation. Die Preußen hatten für das ehemalige Kloster zunächst nur profane Verwendung: Die Klostergebäude wurden zur Kaserne umfunktioniert, die einstige Abteikirche zum Zeughaus. 1866 vertraute man die Abdinghofkirche schließlich der Evangelischen Kirchengemeinde Paderborn an, welcher sie bis heute als Heimat dient. Nach ziemlicher Vernachlässigung im 19. Jahrhundert und weitgehender Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, musste die Kirche umfangreich instandgesetzt werden. Doch auch heute sind immer wieder Renovierungen und Restaurierungen vonnöten1.
Die Erforschung des Kirchenbaus war bereits Mitte des 20. Jahrhunderts Anlass für Ausgrabungen, die auch im Innern stattfanden.
Insbesondere sind die frühen Grabungen von 1949 bis 1957, durchgeführt von Bernhard Ortmann, zu erwähnen. Es folgten Maßnahmen in den Jahren 2005, 2006 und 2008 auf der Straße und dem westlichen Vorplatz. 2014 fand eine archäologische Untersuchung in der Krypta statt, ebenfalls begründet durch Arbeiten an der Heizungsanlage.
2016, zur 1000-Jahrfeier, widmete das LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn dem Abdinghofkloster die Ausstellung „1000 Jahre Abdinghof. Gebaut, geschrieben und gemalt“.
Die Sondierung im letzten Jahr fand in einem Bereich statt, in dem Bernhard Ortmann seinerzeit nicht gegraben hatte. Der Sondageschnitt wurde am zweiten Pfeiler des Südschiffes vorgenommen.
Der Schnitt besaß in etwa die Maße 2,80 m x 2,80 m und insgesamt eine Tiefe von 1,50 m. So wurden sechs Plana angelegt. Die ersten menschlichen Überreste kamen unmittelbar unter einer mehrere Zentimeter dicken Betonplatte zum Vorschein, die mit einem Schlagbohrhammer entfernt werden musste.